Die Späte Kaiserzeit östlich des Rheins |
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Das Limestor bei Dalkingen, durch welches Kaiser Caracalla schritt um im Jahre 213 den Feldzug gegen germanische Gruppen jenseits des Limes zu beginnen.
Auf dem Foto ist das Limestor mit der modernen, 2010 errichteten Einhausung zu sehen
Zum Zeitpunkt des ersten Auftretens der Alamannen in der Geschichte geben uns mehrere Texte römischer Autoren Hinweise. Archäologische und epigraphische Zeugnisse deuten darauf hin, dass bis in das 3. Jahrhudnert n. Chr. ein friedliches Zusammenleben von Römern und Germanen am Limes bestand. Eine erste kriegerische Auseinadersetzung zwischen Germanen und Römern fand im Sommer des Jahres 213 n. Chr. statt. Diese steht im Zusammenhang mit Caracallas "Germanica Expeditio", die uns durch die "Römische Geschichte" von Cassius Dio überliefert ist. Der Text nennt in diesem Kontext den Stammesnamen "Alamanni" und so scheinbar den frühesten Beleg für die Existenz der Alamannen. Auf den ersten Blick ist die durch Cassius Dio geschilderte Situation plausibel, doch betrachten jüngste Forschungen diesen Text sehr kritisch. Problematisch ist das Fehlen von Alamannen in anderen zeitgleichen Schriften und Münztexten. Weiter nahm Caracalla den Titel "Germanicus" statt "Alamannicus" an. In Kombination mit Quellenkritik ist es plausibel, dass der Text später in byzantinischer Zeit abgeändert wurde, als die Alamannen tatsächlich im Bereich zwischen Rhein und Donau eine feste Größe waren. Die Gegner Caracallas waren demnach mit großer Wahrscheinlichkeit noch keine Alamannen und so ist keinerlei Quelle existent, die vor 260 n. Chr. Alamannen nennt. Der sogenannte Augsburger Siegesaltar berichtet von einem römischen Sieg bei einer Schlacht , welche 260 n. Chr. zwischen römischen
Truppen und einfallenden juthungischen bzw. semnonischen Germanen ausgefochten wurde Heute gilt 289 n.Chr. als Jahr der Erstnennung. In einer Lobrede an Kaiser Maximianus aus diesem Jahr werden besiegte Alamanni genannt.
Dank dem 1992 gefundenen "Augsburger Siegesaltar" lässt sich durch die Archäologie der Zeitraum, in denen die Alamannen als nach außen hin sichtbare Gruppe entstanden, sogar eingrenzen. Der Siegesaltar lässt sich epigraphisch auf den 11. September 260 n. Chr. datieren. Der Text auf dem Siegesaltar lautet wie folgt (AE 1993, 1231. Eintrag in der Epigraphischen Datenbank Heidelberg): Drei spätantike römische Münzen, welche durch die sichtbaren Inschriften einen direkten Hinweis auf die frühen Alamannen geben. Diese Münzen sind im Alamannenmuseum Ellwangen ausgestellt
Diese Inschrift sagt uns, dass im Frühjahr des Jahres 260 n. Chr. der Statthalter Marcus Simplicinius Genialis semnonische oder juthungische Gruppen mit Hilfe von regulären Soldaten und Milizen besiegt hatte. Der Begriff Alamannen/Alamanni taucht nirgends auf. In der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. aber schreibt Ammianus Marcellinus, dass eben diese Juthungen "Allamanorum pars", also Teil der Alamannen sind. Da aber dies auf der Inschrift nicht genannt wird kann geschlossen werden, dass sich im Jahre 260 n. Chr. die Alamannen noch nicht als nach außen hin sichtbare Gruppe etabliert hatten. Es lässt sich festhalten, dass sich der Zeitraum, in denen sich die Alamannen als eine für die Römer erkennbare politische und militärische Macht herausbildeten, auf die Zeit zwischen 260 und 289 n. Chr. eingrenzen lässt. Genau ab dieser Zeit, dem ausgehenden 3. Jahrhundert, häufen sich die Zeugnisse, die direkt auf Alamannen verweisen. So werden auf dem Siegesdenkmal von Nicaea, welches in die Zeit zwischen 298 und 305 n. Chr. datiert, Alamannen genannt, die 298 n. Chr. in Gallien besiegt wurden. Besonders deutlich wird das Auftreten der Alamannen durch die gehäufte Nennung auf römischen Münzen des beginnenden 4. Jahrhunderts n. Chr. Dort finden die Alamannen als besiegte Gegner nicht nur Goldprägungen, sogenannten "Solidi", Erwähnung sondern auf vielen Münzen . Auf einem Solidus des Konstantin ist neben der Nennung im Text sogar eine personifizierte Alamannia zu sehen. Diese Münze des Constantinus I. (306-337) präsentiert einen freudigen Sieg
über die Alamannen. Der Schriftzug auf der Rückseite (revers) unterstreicht
diesen Sieg, indem die Alamannia personifiziert wird und besiegt mit gesenktem Haupt auf dem Boden sitzt
Diese Zeit nach dem ausgehenden 3. Jahrhundert, in der sich die Alamannen im ehemaligen Limesgebiet konsolidierten und durch diverse Quellen fassbar werden, wird in der Wissenschaft als "Frühalamannische Landnahmezeit" oder allgemein als "Frühalamannische Zeit" bezeichnet. Historisch-archäologisch reicht sie bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts. Sie endet mit großen politischen Veränderungen, die in Verbindung mit dem Niedergang des Weströmischen Reiches und dem Erstarken des fränkischen Reiches unter dem merowingischen König Chlodwig I. stehen. Diese politischen Veränderungen und die Ausdehnung des alamannischen Territoriums nach 450 n. Chr. führten in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. zu einem starken Wandel in der archäologischen Auspärgung der Alamannen (Reihengräberfelder, viel Drehscheibenkeramik, Bestattungen mit Waffen etc.). Archäologisch betrachtet endet damit die frühalamannische Zeit um die Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. Spätestens nach den verlorenen Schlachten von Zülpich/Tolbiacum 496 n. Chr. und Straßburg/Argentorate 506 n. Chr. gegen die Franken endete aus historischer Sicht die alamannische Eigenständigkeit und damit die frühalamannische Zeit. | |||
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Zeitleiste des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. | |||
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